Dienstag, 29. Juli 2014

Clustern: Muster erkennen, Abstrahieren und Sinn geben

Man kann schon fast sagen, wir haben unser Büro mit Post-its komplett tapeziert.


Naja, ganz so schlimm wie in der Komödie "Bruce Allmächtig" ist es dann doch nicht ;)
Aber wir waren schon erstaunt wie viel Content wir durch unsere Beobachtenphase gesammelt haben. Insgesamt haben wir 8 komplette Pinnwände (100cmx200cm) vollgeklebt mit Zitaten, Aussagen und Inhalten aus den geführten Interviews sowie den eigenen Beobachtungen während der Kursbesuche.

Da fragt man sich schon, und wie sollen wir jetzt weiter machen?
Glücklicherweise gibt es diese raffinierten Dinger: Sticky Dots


Nachdem alles an der Wand war, haben wir damit begonnen, die fürs uns interessantesten Aussagen zu bepunkten - jeder für sich alleine, um danach darüber zu sprechen und dem Gegenüber zu erklären was man daran so spannend findet.

Damit konnten wir eine erste Vorauswahl aus der riesen Masse an Daten generieren, die ihr hier auf dem selbgebastelten Brownpaper sehen könnt. Man kann sich also ungefähr vorstellen wie viel Input wir gesammelt haben ;) Denn bei der Auswahl wurden nur die Post-its mitgenommen, die neue Erkenntnisse, Mehrfachnennung oder Potentiale in sich hatten.
Um es wieder etwas übersichtlicher für uns zu gestalten, haben wir die Post-its nach Themengebieten vorsortiert.


Das schwierigste in diesem Schritt ist es sich zu ENTSCHEIDEN. Das heißt sich auch von Dingen lösen zu können, die im Vergleich zu anderen Aussagen oder Erkenntnissen nicht so interessant sind. Man hat oft das Gefühl Inhalte zu verlieren und nicht mehr das ganze Bild zu betrachten.
Die Sache ist die: Es gibt kein Geheimrezept für diesen Schritt und es fühlt sich manchmal relativ unkomfortable an. Je öfter man in solch einer Situation war, desto besser kann man mit diesem Gefühl umgehen. Was aber nicht heißt, dass es irgendwann mal weg ist. Man stellt sich jedes Mal aufs Neue der Herausforderung.
Jedoch gibt es einen kleinen Trick, der mir bildlich gesprochen oft aus der Verzweifelung rausgeholfen hat. Stellt Euch vor ihr seid ein Schwamm ;) Ganz genau ein gelber nasser Schwamm, der alles was man über die Zeit im Projekt herausgefunden hat in sich aufgesaugt hat.


Dadurch dass wir das Projekt komplett alleine betreuen, jede Aktion durch uns ausgeführt wird, wir alle Interviews tatsächlich durchgeführt haben, mit den Leuten insgesamt mehr als 50 Std. geredet haben, dann ein zweites Mal die Interviews nachbereitet und die spannendsten Sachen auf Post-its rausgeschrieben sowie mittlerweile gefühlte 200 mal durchgelesen haben, ist alles hier, es ist alles in unserem Kopf, in jeder Zelle in jedem Haar, überall, wir denken, fühlen, riechen, hören und atmen sozusagen das Projekt.

Wenn wir über ein bestimmtes Thema sprechen, kommen wir immer wieder zu dem Punkt, dass uns spontan eine Aussage einfällt, die jemand gesagt hat und sofort begibt man sich auf die Suche am Brownpaper oder teilweise sogar in den Interviews. 

Also als Tipp von unserer Seite, falls Ihr einmal in die Lage kommt in der Synthese vor einer rießigen Masse an Post-its zu stehen, habt Vertrauen in Euch selbst und bleibt optimistisch. Es ist alles da, habt keine Angst Post-its mehrfach umzuhängen. Wenn Ihre das Gefühl habt einer Aussage ist wichtig, nehmt sie mit, wenn nicht, dann nicht.

Es ist keine Lebensentscheidung ein Post-it mitzunehmen oder nicht, denn im folgenden Schritt, wo man versucht noch eine Abstraktionsebene höher zu steigen, kann es sein, dass man ein Post-it, dass man vorerst liegen ließ wieder aufgreift, da sich ein spannendes Feld durch das Clustern auftut.

Und nicht vergessen: Spaß haben! Uns hat es auch immer wieder richtig Laune gemacht Muster zu erkennen, zu merken, dass sich da ein Themenfeld bildet und die verschiedenen Aussagen mit einander einen Sinn ergeben bzw. man neue Inputs bekommt, worüber man vorher noch gar nicht so nachgedacht hatte.

Weiter im Prozess:
Nachdem nun alle vorausgewählten Post-its an der Wand waren, fingen wir an einzelne Aussagen herauszugreifen und auf eine separate Wand zu hängen, um daraus einzelne Themen zu bilden. Hier ein kleines Beispiel zum Thema Lernen. 


Man sieht, dass mehrere Personen die Aussage getroffen haben, dass sie sich zur Prüfungsvorbereitung gerne einen Lernplan erstellen, den sie strikt verfolgen. Jedoch kommen andere private Umstände wie Familie oder der Job hinzu, die den Lernplan beeinflussen können. Auf dem lila Post-it steht sozusagen ein erster Insight unserer Beobachtungen.

Wir haben also alle Post-its zusammengetragen, die eine Aussage verfolgen bzw. wo sich, wie hier, ein Spannungsfeld abzeichnet. Es sollten schon mehrere Statements in eine Richtung laufen, damit man eine Aussage darüber treffen kann. Insights auf nur einem Post-it aufzubauen kann gefährlich sein, da es sich dann um eine relativ subjektive Meinung handelt. Und wir wollen ja objetiv bleiben, zumindest so gut es geht ;)

Im nächsten Schritt haben wir dann versucht die Grundaussage der angehäuften Aussagen in einem Post-it zusammenzufassen, um die Masse an Informationene Stück für Stück zu verringern, Inhalte zusammenzukochen und den Einzelaussagen Struktur und Sinn zu geben.